Sechs Tage, vier Nächte

Sechs Tage, vier Nächte

Sechs Tage, vier Nächte!

Eigentlich wollte Micha nur bis Delmenhorst. Aber als er im Zug Kathatrina kennen lernt, fährt er mit ihr einfach weiter bis nach Dresden, im Gepäck nichts als Dreckwäsche und ein paar Euro. Micha, der coole Aufreißertyp, hat sich Hals über Kopf verliebt. Doch Micha ist auch auf der Flucht – vor der Ausweglosigkeit, in die sein Leben geraten ist, seit sein kleiner Bruder Joschi im Koma liegt.

Sechs Tage, vier Nächte - Leseprobe

Leseprobe:

„Hey, weiß du eigentlich, dass ich wegen dir die tollste Frau der Welt verlassen hab.“
Micha starrte in das blasse Gesicht, das er so gut kannte. Ein Kindergesicht mit runden Wangen und einem viel zu kurzem Pony, den bestimmt Mama mit der Nagelschere geschnitten hatte. Dunkelblaue Augen, fast schwarz, unter halb geschlossenen Lidern mit langen Wimpern. Joshua – von Anfang an war er der Engel gewesen. „Mann, sie ist die tollste Frau der Welt! Hast du überhaupt `ne Ahnung, was das bedeutet?“ Nichts, keine Reaktion. Nicht mal ein Naserümpfen. Und schon gar kein verlegenes Gekicher, so wie er es früher gemacht hatte, wenn es um Mädchen ging. Kaum mehr als drei Monate war es her, da hatte Joschi sich vor Albernheit übrschlagen, wenn es um Frauengeschichten ging. „Hör bloß auf, du Angeber“, hatte er jedes Mal gesagt und dabei trotzdem Augen und Ohren aufgesperrt, um ja nichts von Michas Erfolgsstorys zu verpassen. Und jetzt? Jetzt verzog er keine Miene. Micha konnte ihm die verrücktesten Sachen erzählen und nichts, absolut nichts passierte. Sogar seinen Geheimtrick hatte er ihm verraten:
den Trick, mit dem man garantiert jede Frau rumkriegt. Und das, wo Joshua sicherlich noch nicht mal ein Mädchen geküsst hatte, noch nicht einmal das.